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Baumschnitt - aber wie?
Schnittzeitpunkt    Bäume   |    Hecken und Sträucher   |    Pflanz- und Grenzabstände 

Vorbedingung eines guten fachgerechten und erfolgreichen Baumschnittes sind gute Kenntnisse der psychologischen und biologischen Voraussetzungen des Baumschnittes. Bei jedem Schnitt wird das Verhältnis Masse zu Energie des Baumes verändert. Sobald die dynamische Masse des Baumes (Blätter und Teile mit lebenden Zellen) durch den Schnitt so verringert worden ist, dass sie die statische Masse (Holz ohne lebende Zellen) des Baumes nicht mehr mit Energie versorgen kann, kommt es zum Tod des Baumes. Darum darf man an älteren Bäumen auch nicht soviel herumschneiden wie an jüngeren. Zu bedenken ist auch, dass jeder Schnitt Reaktionen von Stamm und Wurzeln auslöst. Nach dem Pflanzen eines Baumes sollte auf keinen Fall in der Krone des Baumes herumgeschnitten werden. Wenn die Blätter voll ausgebildet sind, wird früh mit dem Erziehungsschnitt begonnen um den Grundstock für die gewünschte Endform des Baumes zulegen. Schneiden immer nur in Anlehnung an einen Knoten bzw. über den Knospen des Zweiges, Seitenäste immer nur an der Basis zum nächst stärkeren Ast. Ein (junger) Leittrieb darf nur schräg über einem von ihm ausgehenden Ast geschnitten werden, niemals aber waagerecht (senkrecht zur Achse).

Erziehungsschnitt

Beim Erziehungsschnitt an jungen Bäumen wird alles kranke, sterbende und tote Holz entfernt. Sich kreuzende Äste und alle Äste, die gefährlich werden können für das Lichtraumprofil der Verkehrsstrassen und zum Vermeiden übermäßigen Schattens für Wohnhäuser können ebenfalls entfernt werden. Man denke immer daran, dass jede herkömmlich gestutzte Baumkrone nach dem Beschneiden viel heftiger austreibt wie zuvor. Außerdem brechen die neuen Äste viel leichter aus.

Auslichtungsschnitt

Müssen große Astpartien zum Reduzieren des Schattens entfernt werden soll ein Auslichtungsschnitt durchgeführt werden. Dazu wird ein Ast jeweils ganz bis zur Basis am nächst stärkeren Ast zurückgenommen. Dabei schließen sich die Wunden schneller und besser; es entfällt auch das Entstehen von dichten Astquirlen. Etwa 30cm vor der Schnittstelle wird der zu entfernende Ast von unten eingeschnitten, bis die Säge klemmt. Jetzt erfolgt nicht daneben, aber auswärts des ersten Schnittes der nächste Schnitt von Oben. Bei einem einzigen Schnitt von Oben würde das Gewicht des Astes große Stücke aus der Rinde des Baumes reißen und den Baum schwer verletzen. Der nach dem 2. Schnitt stehengebliebene "Hutfänger" darf nicht stehen bleiben und wird geglättet, da er Eingang für Pilze und Fäulnis ist. Sämtliche Schnittränder müssen mit der Hippe glatt geschnitten werden, denn nur so kann eine schnelle Kallusbildung erfolgen.

Das schneiden von Ästen

Das Schneiden von Ästen gehört zu den alltäglichen Aufgaben eines Baumpflegers. Und dennoch sind falsch geschnittene Äste die Hauptquelle für spätere Ausfaulungen. Oberstes Gesetz sollte sein, vorausschauend und so früh wie möglich zu schneiden. Nicht die Menge des Schnittgutes ist entscheidend für einen guten Schnitt, es setzt eher eine gute Kenntnis des Baumes in all seinen Bereichen und Lebenslagen voraus. Es erfordert ein reichliches Maß an Überlegungen: Was entfernen, wie viel, wann, wie, wie oft, in welcher Form usw.

Fachgerechter Astschnitt

Zwischen Stamm und Ästen entsteht bei den meisten Bäumen eine äußerlich sichtbare Rindenleiste. Wichtigste Regel für einen fachgerechte Baumschnitt ist es, niemals den Astkragen wegzuschneiden oder zu beschädigen. Dies gilt für lebende sowohl wie für tote Äste. Wird der Kragen beim Beschneiden verletzt, können die Schädlinge ungehindert eintreten und ihren Schaden anrichten, da die Zone dieser Kragen antimikrobielle Substanzen enthält. Dieser Schnitt, ebenso wie zurückgelassene Aststümpfe ("Kleiderhaken") gehören zu den größten Verursachern von weiteren Baumproblemen. Auch abgestorbene Flächen unter der Wunde und schlechter Wundholzwuchs gehören zu den Folgen.

Schnitt von Zwillingsstämmen

Einer der beiden Stämme sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Dabei wird der Schnitt schräg von unten nach oben geführt. Ist die Rindenleiste nach innen gewendet oder eingeschlossen, und demzufolge die Verbindung schwach, wird der Stämmling geschnitten, der von dem anderen gewissermaßen umschlossen wird. Mitunter genügt es, diesen Stämmling um ein Drittel zu entlasten. Beide Stämmlinge sollen jedoch nicht zur gleichen Zeit entfernt werden. Beim Schnitt von Ästen mit eingeschlossener Rinde muss große Sorgfalt verwandt werden, weil man dabei oft mit der Spitze der Säge arbeiten muss.

Kallus- Wundholz

Unter den Prozessen, die bei einer Baumverletzung beginnen, ist der wohl wichtigste die Bildung von Kallus und Wundholz. Das Wachstum beginnt sofort mit der Bildung großer undifferenzierter, d.h. noch nicht spezialisierter Zellen, im Bestreben, die Wunde zu überwachsen. Im Gegensatz zu den Zellen auf seiner Innenseite, sind diese neuen Kalluszellen auf der Außenseite frei in ihrer Ausformung. Erst nach einer gewissen Zeit beginnen sie mit einer Ausformung, d.h. Spezialisierung nach bestimmten Aufgaben. Dabei verholzen sie und es entsteht das Wundholz, das sich in Form von Rollen oder Wülsten langsam über die Wunde auswächst. Diese Wundholzbildung wird fälschlich als Heilung bezeichnet, obwohl es damit nicht das Geringste zu tun hat. Eine Baumwunde kann nicht heilen, sondern nur abgeschottet und nach außen von Wundholz überwachsen werden, so dass eine ggf. entstandene Fäulnis zum Stillstand gelangt, aber im Baum, wenn man ihn aufschneidet, immer sichtbar bleibt.

Schnittzeiten

Als beste Baumschnittzeit wird das Ende der Winterruhe empfohlen. Die kritischste Zeit ist die Zeit des Blattaustriebes, besonders bei Ulmen und Eichen, denn zu dieser Zeit nimmt man ja dem Baum einen Teil seiner Energiespeicher fort. Erst wenn die Blätter voll ausgebildet sind und das Sonnenlicht in Energie umwandeln können, darf ohne größeren Schaden geschnitten werden, wenn es eben sein muss.
Die Reaktion auf eine Verletzung, einen Schnitt, hängt wesentlich von den Speicherstoffen ab, ihrer Menge und Mobilität, und auch vom Aufbau des Hydrosystems. Im Winter kann keine Abschottung erfolgen, da in der Ruhepause der Bäume die Kohlenhydrate als Stärke eingelagert und deshalb unbeweglich sind.
Das Bluten bei Ahorn, Birke, Nussbaum schadet den Bäumen kaum, da es aufhört, sobald die Gefäße verstopft sind. Bluten gehört zur Abwehr von Krankheitserregern. Man darf den Saftaustritt nicht mit dem Austritt von Flüssigkeiten bei Nassholz verwechseln. Gummifluss ist die Folge von Insektenbefall, die Löcher in das neu gebildete Holz bohren, besonders bei gestressten Bäumen. Er löst aber keine Probleme aus, sondern zeigt an, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Formen von Wunden

Zerfetzte Wundränder und verletztes Holz müssen mit einem scharfen Messer glatt geschnitten werden, und zwar entlang dem Verlauf der Wundränder. Die Wunde selbst soll so klein wie möglich gehalten werden. Es ist verkehrt, hierbei die Säge einzusetzen. Bei Bäumen mit dicker Borke kann der Wundrand zerfetzt sein, die Schnittfläche aber nicht. Eine spitzovale oder -elliptische Formung vergrößert nur die Wunde. Das Wundholz um so geformte Wunden wächst unten nicht ganz zusammen, es verbleiben Spalten, die Mikroorganismen den Zutritt ermöglichen.

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Baumschnitt
Schnittzeitpunkt Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt
Apfel x x         x   x
Aprikosen             x x x
Birne x x         x   x
Kirsche (nach der Ernte) x         x      
Pfirsich (ab 3. Jahr nach der Ernte)   x           x x
Pflaume/Zwetschke x x              
Quitte (vor der Blüte) x x              


Schnitt von Hecken und Sträucher
Schnittzeitpunkt Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt
Blauregen (vor und nach der Blüte) x x       o o    
Brombeere o x x       x   o
Buchsbaum   o   x x x      
Forsythie o ox x x x x      
Goldregen (nach der Blüte)           o o    
Goldröschen/Ranunkelstrauch (nach der Blüte)
(3-4 Jahre alte Pflanzen am Boden entfernen)
  (x) (x) (x) (x) ox (x) (x) ox
Hainbuche o       x x x    
Haselnuss (nur alle 3 Jahre) o               o
Hibiskus, Garteneibisch (o frostfrei, x nach der Blüte )   o            x  x
Himbeere           x x   o
Johannisbeere/Stachelbeere o x       x x    
Kirschlorbeer o       x x      
Lebensbaum, Thuja x       x x x   (x)
Liguster o x x x x x x x o
Perückenstrauch (grüner / roter) o ox x x x x x x x
Sommerflieder ox (ox)              
Spiraea, Spierstrauch ox ox ox ox ox ox ox ox ox
Weigelia (nach der 1. und 2. Blüte) o     x x     x o
Wein o x     x x      
Winterjasmin (nach der Blüte auf 1/5 der Länge kürzen)     o o          
(o = Rückschnitt möglich, x = Formschnitt)

Pflanz- und Grenzabstände
von Obstgehölzen und -sträuchern in den Kleingärten
  Reihenentfernung

in m
Abstand
in der Reihe
in m
Mindestentfernung
von der Grenze
in m
Apfel, Niederstämme
Stammhöhe bis 60 cm

3,5 - 4,0

2,5 - 3,0

2,0
Apfel, Viertelstamm
Stammhöhe bis 80cm

Einzelbaum
   
Birne, Niederstämme
Stammhöhe bis 60cm

3,0 - 4,0

3,0 - 4,0

2,0
Birne, Viertelstamm
Stammhöhe bis 80cm

Einzelbaum
 
3,0
Quitte 3,0 - 4,0 2,5 - 3,0 2,0
Sauerkirsche
Niederstamm 60cm

4,0

4,0 - 5,0

2,0
Pflaume
Niederstamm 60cm

3,5 - 4,0

3,5 - 4,0

2,0
Pfirsich/Aprikose
Niederstamm 60 cm

3,5 - 4,0

3,0

2,0
Süßkirsche Einzelbaum   3,0
Johannisbeere, schwarz
Büsche

2,5

1,5 - 2,0

1,25
Johannisbeere, rot und weiß
Büsche und Stämmchen

2,0

1,0 - 1,25

1,0
Stachelbeere
Büsche und Stämmchen

2,0

1,0 - 1,25

1,0
Himbeeren und Brombeeren
in Spaliererziehung
Himbeeren


1,50


0,4 - 0,5


0,75
Brombeeren, rankend 2,0 2,0 1,0
Brombeeren, aufrechtstehend 1,5 1,0 0,75
Ziergehölze- und Hecken     mindestens 1,0
Obstgehölze in Heckenform, Schlanke Spindeln und andere kleinkronige Baumformen: je nach Wuchsform 1 - 2,5 m Abstand.

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